Yana Eva Thönnes © Alena Schmick

Yana Eva Thönnes (D)

ist Dramatikerin und Regisseurin. Geboren 1990 in Bergisch Gladbach, lebt sie in München. Yana studierte Philosophie und Kulturreflexion an der Universität Witten/Herdecke sowie Theaterregie an der HfMT Hamburg.
Ihre Faszination fürs Theater entdeckte sie als Studentin an der Studiobühne Köln, in den Theaterkursen von Elisabeth Clarke-Hasters. Endgültig geschehen war es um sie, als sie 2011 das Stück „TUTBU TV – This Unfortunate Thing Between Us“ von Videokünstler Phil Collins am HAU Berlin sah.
Unter diesem Eindruck gründete und leitete sie von 2015-2022 gemeinsam mit Magdalena Emmerig, Rahel Spöhrer und Belle Santos die Performance Gruppe THE AGENCY, die auf immersive Weise mit den Erscheinungsformen des Neoliberalismus experimentierte. Zu Beginn ihrer Karriere mit THE AGENCY war sie zeitgleich als Regieassistentin an den Münchner Kammerspielen unter der Intendanz von Matthias Lilienthal tätig, wo sie u. a. mit Toshiki Okada, Felix Rothenhäusler, Britta Thie und Gob Squad zusammenarbeitete.
Die installativen und performativen Arbeiten von THE AGENCY wurden u. a. an den Münchner Kammerspielen, bei der Athens Biennale, im Pact Zollverein, bei Tanz im August, auf dem Festival Internacionales de Buenos Aires, in den Sophiensælen Berlin, am FFT Düsseldorf, an der Bayerischen Staatsoper und auf dem Festival Radikal Jung gezeigt.
2022 löste sich die Gruppe auf, seither arbeitet Yana als Dramatikerin und Solo-Regisseurin: Am Residenztheater München läuft ihre Inszenierung der „Spitzenreiterinnen“ nach dem gleichnamigen Roman von Jovana Reisinger im Repertoire. Ihr Stück “In Memory of Doris Bither” eröffnete die Spielzeit 2023/24 an der Schaubühne Berlin, stand auf der Shortlist des Theatertreffens 2024 und wurde zum Heidelberger Stückemarkt 2024 eingeladen. 2024 entdeckte sie mit ihren Team die Erzählung “Dunkler Frühling” der Surrealistin Unica Zürn für sich und erstellte eine Bühnenfassung und inszenierte sie am Theater Neumarkt Zürich.
In ihren jüngeren Arbeiten interessiert sich Yana dafür, wie wir von traumatischen Erlebnissen erzählen können, und erforscht die radikale Trennung von Körper und Sprache. In ihren präzisen Choreographien verschiedener Figuren treten Dynamiken und Verdrängtes systemischer Konstellationen, wie etwa der Familie zutage, und die Körper beginnen, in ihrer eigenen unheimlichen Sprache Horror zu deklinieren.
Ihre umfassenden künstlerischen Recherchen, bei denen sich Yana bevorzugt immersiv ihrem Forschungsgegenstand nähert, führten sie als Stipendiatin der Saison Foundation mehrfach nach Tokyo, als Goethe-Residentin nach Bangalore und auf Recherchereise durch die USA, insbesondere nach Los Angeles.
Seit 2018 lehrt Yana an verschiedenen Kunsthochschulen wie z. B. der HfG Offenbach, der UdK Berlin, der ZHdK, der AdBK Nürnberg, der AdBK München und der HfMT Hamburg.

Werke (Auswahl)

DUNKLER FRÜHLING, nach der gleichnamigen Erzählung von Unica Zürn

2024

Neumarkt Theater Zürich

IN MEMORY OF DORIS BITHER

2023

Schaubühne Berlin

IN MEMORY OF DORIS BITHER
Text und Regie: Yana Eva Thönnes

Die Inszenierung stand auf der Shortlist des Theatertreffens und wurde zum Heidelberger Stückemarkt 2024 eingeladen

Los Angeles im Jahr 1974: Doris Bither, alleinerziehende Mutter von vier Kindern, berichtet der Polizei, nachts von einer »invisible entity« in ihrem Haus vergewaltigt zu werden. Die Beamten stoßen bei Bither zu Hause tatsächlich auf Unerklärliches wie dem Verrücken von Gegenständen ohne äußere Einwirkung und kalte Stellen – und stufen den Fall als »paranormal activity« ein. Es beginnt eine monatelange Untersuchung, der Fall wird nicht gelöst. Ein Autor nimmt sich der Geschichte an: Daraus entsteht ein Bestseller und das Drehbuch zum Horror-Film »The Entity«, der 1983 Premiere feiert. Damit verliert Bither das Copyright ihrer eigenen Geschichte. Jahrzehnte später versuchen in »In Memory of Doris Bither« ihr Sohn, ihre ehemalige Nachbarin und die Schauspielerin aus »The Entity« die Ereignisse zu rekonstruieren: eine Kollage aus Erinnerungen, medialen und fiktionalen Darstellungen, Zeugenaussagen, dem Roman und dem Film.
In ihrer Inszenierung will Yana Thönnes den Geist von Doris Bither beschwören, um dem auf die Spur zu kommen, was sie wirklich heimsuchte.

SPITZENREITERINNEN, nach dem gleichnamigen Roman von Jovana Reisinger

2023

Bayerisches Staatschauspiel

SPITZENREITERINNEN
Bühnenfassung: Yana Eva Thönnes und Jovana Reisinger
Regie: Yana Eva Thönnes